Samstag, 8. März 2014

die neurochemische grundlage unseres gefühlslebens

farbentanz, 2011


das bild in blog 9 heisst „farbentanz“, fotografiert in meinem  garten. wieder einmal konnte ich die kamera nicht still halten, trotz meiner doch sonst eher ruhigen hand. – spass beiseite –, das bild ist ein schönes resultat einer verwischungsunschärfe, erzielt durch die bewegung der kamera während einer langen verschlusszeit. 

in blog 7 widmete ich mich dem thema neuronenvernetzung. im heutigen blog erläutere ich die wichtigsten transmitter. sie bilden die grundlage unseres gefühlslebens.

die zellmembrane der neuronen werden durch irgendeinen reiz erregt. dieser nervenimpuls wandert entlang des bis zu einem meter langen zellfortsatzes, axon genannt, zu den synapsen, wo transportvesikel (kleine säcklein) bereitstehen, die mit neurotransmittern gefüllt sind (z.b. dopamin). 

diese durch den nervenimpuls ausgeschütteten transmitter erregen nun die empfangsstellen (dendriten) der benachbarten zielzelle so lange, bis diese auch feuert, also dieses signal in form von aktionspotentialen (eine folge von elektrischen signalimpulsen) über sein axon an die nächste zielzelle weiterleitet und diese wiederum erregt.

das ganze ist also eine elektrochemische form der signalübertragung von zelle zu zelle durch die freisetzung von verschiedensten neurotransmittern. dies geschieht in millisekunden bis sekunden. die meisten neurone stellen nach neuster forschung mehrere transmitter her. transmitter wirken erregend, aber auch hemmend. das wird bei den medikamenten ausgenutzt, die eben an diesen synapsen chemisch eingreifen.

neurotransmitter (im gehirn): glutamat, wichtig beim lernen und potentiell verantwortlich für die entstehung von schizophrenie und eventuell weiteren erkrankungen.

neuromodulatoren, die unser bewusstsein und unsere seelische befindlichkeit erschaffen: 

dopamin, unser antriebssystem für glück, lust, befriedigung, belohnung und unser arbeitsgedächtnis!

serotonin, für unser glückssystem und gefühlsleben.

noradrenalin, für aufmerksamkeit, neue reize, depression, aber zusammen mit adrenalin auch wichtig in unserem stresssystem.

acetylcholin, für unsere gedächtnisbildung.

neuropeptide: opioide - endorphine, die vom körper selbst produzierten morphine zur schmerzunterdrückung, aber auch zur steigerung von glücksgefühlen. mehr als hundert verschiedene sind bereits bekannt.

vasopressin, zur flüssigkeitsvolumenregulation

oxytocin, das allgemein bindungen verstärkt, z.b. mutter-kind oder partner untereinander. sex erhöht übrigens die oxytocinausschüttung und führt so zu mehr bindung. zusätzlich stärkt sex auch das immunsystem.

neurohormone: corticotropin-releasing-factor (crf), der das hormon acth produziert. diese „stressachse“ wiederum hat eine schlüsselfunktion im geschehen um traumatische erlebnisse.

viele leser erinnern sich vielleicht jetzt ein bisschen zurück an traumatische schulerlebnisse. keine angst, es ist nicht nötig, die vielen komplexen biochemischen vorgänge bis auf die molekulare ebene zu verstehen. ich bin aber fest davon überzeugt, dass es sich lohnt, die oben angeführten begriffe mal locker zu speichern, denn diese namen werden immer wieder auftauchen bei allen erklärungsversuchen von gefühlen, befindlichkeiten, genuss über alle unsere sinne, stressproblematik, lernen, bewusstem und unbewusstem erleben bis hin zum besseren verständnis von krankheiten und der wirkungsweise von medikamenten. je mehr man etwas hört – lernt –, desto besser wird es im gedächtnis verankert.

unser ganzes leben basiert eben auf lernprozessen, realen erfahrungen – also psychischen prozessen -  welche die übertragungsbereitschaft der synapsen beeinflussen, in erregendem oder hemmendem sinn. dies kann und muss auch gerade in der psychotherapie erkannt und bewusst genutzt werden.

das verständnis dieser komplexen vorgänge im gehirn und in unserem körper, und der funktionsweise gerade unseres unterbewusstseins, verknüpft mit der mikrowelt der quantenphysik und der epigenetik, ermöglicht uns so eine neue sichtweise auf unser menschsein.

quellen: gerhard roth, klaus grawe, manfred spitzer

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