Samstag, 11. Januar 2014

fotojournalismus

lightdancers, 2010


ich begrüsse im neuen jahr alle treuen und neuen blogfollowers (die zahl wächst stetig), aber auch alle spontanreingucker, die nicht weniger herzlich willkommen sind, und wünsche allen ein glückliches 2014. 

wie viele von euch sicher bemerkt haben, erscheint meine homepage in neuem glanz. mein sohn sven hat alle register gezogen und viele neuigkeiten eingebaut. die herausragendste zeigt sich bei der bildbetrachtung. die bilder erscheinen viel grösser und passen sich an die bildschirmgrössen bis zu tablet und handy an.

das heutige thema heisst fotojournalismus und schnappschuss als kunstform, auf das ich mit dem bild " lightdancers" eingehen will.

sommer 2013 - ferien auf kefalonia – einer griechischen insel (belagert von viel mehr wespen als touristen). kurz nach meinem wundersamen überleben nach einer misslungenen operation – ausspannen, geniessen, sehen, erleben, aber auch wespen mit angezündetem kaffeepulver vertreiben (trick der einwohner und in jedem restaurant!). abseits vom meer ein restaurant mit einer kleinen terrasse, erhöht mit blick auf eine kleine strasse. jeden abend „das grosse theater“ live. das kommen und gehen, autos, mopeds – kurz: faszinierendes strassenleben pur. obwohl ich eigentlich nicht gerade der klassische fotojournalist bin, hatte ich, total fasziniert, die kamera immer bereit.

eines abends diese szene mit dem mann und dem mädchen, das ihm in einigem abstand folgend die hand entgegen streckt, verlangend, bittend, wütend, enttäuscht? was für eine geschichte spielt sich hier ab bei diesem gespenstischen licht, wie hat sie begonnen, und wie wird sie ausgehen? die bewegungsunschärfe des bildes verstärkt die dynamik. welche rolle spielt das auto, gehört es zu diesen personen? fragen über fragen – viel raum für die blühenden fantasien aller betrachter.

dieses bild gehört trotz der künstlerischen verfremdung in das genre des fotojournalismus, wo spezifische techniken und darstellungen gewählt werden. die street photography ist da weniger wählerisch, deren vertreter werden oft auch obsessive knipser genannt.

fotojournalismus – fotografieren – heisst situationen erkennen, beobachten, diese fotografisch festhalten und verdichten und für immer diesen einen moment bewahren. geschichten erzählen, emotionen wecken, vielleicht sogar betroffenheit auslösen und dem betrachter das gefühl geben, dabei zu sein, teilzuhaben.

voyeurismus des fotografen, aber auch des betrachters?! wichtigster grundsatz ist immer die wahrung der ethik beim kreieren solcher bilder (es gibt immer strengere gesetze bezüglich persönlichkeitsschutz – deutschland ist da besonders rigoros). das leben fotografieren verlangt vom menschen hinter der kamera den ganzen einsatz als person mit ihrem individuellen, ethischen hintergrund.

berühmte vertreter waren und sind zum beispiel der franzose henri cartier-bresson (1908-2004) – „das auge des jahrhunderts“ genannt – der meister des entscheidenden augenblicks. nonstop seine leica in den händen, aber an technik uninteressiert, arbeitete er vor allem mit dem einzelbild. 

robert frank (1924), in zürich geboren und in die usa emigriert, glaubt nicht an den entscheidenden augenblick, sondern ist überzeugt, dass man ihn herbeiführen muss. er liebt die abfolge von bildern und so ordnet er diese thematisch in einem buch zu einem gedicht, einem kunstwerk ("die amerikaner“, 1960). 

robert capa (1913-1954), der wohl berühmteste kriegsfotograf, der sein leben für die fotografie im vietnamkrieg opferte, sagte: "wenn deine bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran“. das meinte er nicht räumlich, sondern emotional.

die heutigen fotografischen ausrüstungen erlauben es jedem, technisch gute bilder zu machen. alle, die fähig sind, zu sehen und zu beobachten, können im prinzip fotografieren. 

es ist aber eben nicht die ausrüstung, es ist nicht handwerk oder technik allein, sondern der mensch hinter der kamera, der das bild kreiert, der seine persönliche sichtweise ausdrückt, mit herz und aus seinem emotionalen erfahrungsschatz und erfahrungsgedächtnis heraus.

cartier-bresson sagte: "die menschen kümmern sich zuviel um fotografische technik und zu wenig um das sehen.“

übung im sehen nach innen und nach aussen führt zur meisterschaft.



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