zu zweit, 2011 |
das bild heisst „zu zweit“, das ich an einem sehr heissen tag im sommer 2010 auf der griechischen insel kefalonia aufgenommen habe.
bewertungssysteme des gehirns
in den blogs 6, 9, 12 und 13 habe
ich bereits einige grundlagen bezüglich stress, gefühlsleben und steuerung des
bewusstseinsschalters dargelegt.
über unsere fünf sinne nehmen wir
alle aussenweltsignale im cortex und im limbischen system wahr (blog 10 und 12)
und bewerten diese innerhalb von 500 millisekunden. es entsteht ein inneres
bild der welt, das wir sofort abgleichen mit guten oder schmerzlichen
vorerfahrungen. ist die neue situation vergleichbar mit einer schlechten
vorerfahrung mit nachfolgenden angstgefühlen, wird sofort die biologische
stressachse aktiv. interessanterweise können bereits gedanken und die vorstellung
an eine zukünftige gefahrensituation die stressachse
aktivieren, was äusserst wichtig ist für unseren überlebenskampf (antizipation).
diese bewertungen geschehen im „zentrum für emotionale intelligenz“
(limbisches system), vor allem in der amygdala,
im hippocampus und im hypothalamus.
der hypothalamus, eine wichtige kontrollstruktur
im limbischen system, regelt hormonale,
immunologische und emotionale funktionen und ist auch zuständig
für den schlaf.
es gibt drei stressantworten:
1. über das
sympathische nervensystem
2. über das
endokrine (hormonale) system
3. über das
immunsystem
ad 1: allgemeine mobilisierung
produktion von crh
(cortico-releasing-hormon) im hypothalamus
und in der amygdala mit stimulierung
des locus coeruleus und damit
ausschüttung von noradrenalin im
gehirn (vergleiche blog 12 – bewusstseinsschalter). dadurch wird die
aufmerksamkeit und die verhaltensbereitschaft gesteigert.
gleichzeitig stimuliert crh via sympathikus das nebennierenmark
zur ausschüttung von adrenalin und noradrenalin. dadurch wird das herz-kreislauf-system
angekurbelt, die stresssymptome im gehirn steigen und entzündungsreaktionen
nehmen zu.
ad 2: das in hypothalamus und amygdala produzierte crh stimuliert die hypophyse zur produktion von acth
(adenocorticotropes hormon), welches die nebennierenrinde
zur ausschüttung von cortisol
anregt. auf diese weise wird energie
bereit gestellt. cortisol ist aber auch ein starker immunregulator und entzündungshemmer.
eine grosse cortisolproduktion führt zu einer dämpfenden rückkopppelung auf die
produktion von crh und acth, was eine lebenswichtige
schutzfunktion bedeutet und verhindern soll, dass die stressreaktion aus dem
ruder läuft. bei psychischem dauerstress
versagt dieser schutz mit der zeit, was gravierende somatische folgen hat.
ad 3: cortisol
blockiert die produktion von cytokinen
(hormonartige botenstoffe, die zur unspezifischen abwehr gehören), wie die interleukine 1 und 8 sowie den tumor-nekrose-faktor.
die infektionsanfälligkeit steigt, die wundheilung ist verzögert und
krankheitsverläufe sind allgemein negativ beeinträchtigt.
koronare herzerkrankungen, tumore, asthma, diabetes,
hautkrankheiten, erkältungs- und herpesinfektionen bis hin zur multiplen sklerose
und viele andere erkrankungen werden im krankheitsverlauf negativ beeinflusst oder
sogar dadurch ausgelöst.
bei gutem stressmanagement
verschwinden die symptome mit verzögerung über negative feedbackmechanismen. so dämpfen der prä- und orbitofrontale cortex (kognitive vernunftzentren) die
emotionalen limbischen zentren mit der botschaft: „alles ist doch halb so
schlimm“.
wenn doch nur die amygdala, die bei stress noch viel
aktiver agiert, als gegenspielerin zuhören und mitspielen würde!