Samstag, 26. Juli 2014

bewertungssysteme des gehirns

zu zweit, 2011



das bild heisst „zu zweit“, das ich an einem sehr heissen tag im sommer 2010 auf der griechischen insel kefalonia aufgenommen habe.

bewertungssysteme des gehirns
in den blogs 6, 9, 12 und 13 habe ich bereits einige grundlagen bezüglich stress, gefühlsleben und steuerung des bewusstseinsschalters dargelegt.

über unsere fünf sinne nehmen wir alle aussenweltsignale im cortex und im limbischen system wahr (blog 10 und 12) und bewerten diese innerhalb von 500 millisekunden. es entsteht ein inneres bild der welt, das wir sofort abgleichen mit guten oder schmerzlichen vorerfahrungen. ist die neue situation vergleichbar mit einer schlechten vorerfahrung mit nachfolgenden angstgefühlen, wird sofort die biologische stressachse aktiv. interessanterweise können bereits gedanken und die vorstellung an eine zukünftige gefahrensituation die stressachse aktivieren, was äusserst wichtig ist für unseren überlebenskampf (antizipation).

diese bewertungen geschehen im „zentrum für emotionale intelligenz“ (limbisches system), vor allem in der amygdala, im hippocampus und im hypothalamus.

der hypothalamus, eine wichtige kontrollstruktur im limbischen system, regelt hormonale, immunologische und emotionale funktionen und ist auch zuständig für den schlaf.

es gibt drei stressantworten: 

1. über das sympathische nervensystem
2. über das endokrine (hormonale) system
3. über das immunsystem

ad 1: allgemeine mobilisierung 
produktion von crh (cortico-releasing-hormon) im hypothalamus und in der amygdala mit stimulierung des locus coeruleus und damit ausschüttung von noradrenalin im gehirn (vergleiche blog 12 – bewusstseinsschalter). dadurch wird die aufmerksamkeit und die verhaltensbereitschaft gesteigert.
gleichzeitig stimuliert crh via sympathikus das nebennierenmark zur ausschüttung von adrenalin und noradrenalin. dadurch wird das herz-kreislauf-system angekurbelt, die stresssymptome im gehirn steigen und entzündungsreaktionen nehmen zu.

ad 2: das in hypothalamus und amygdala produzierte crh stimuliert die hypophyse zur produktion von acth (adenocorticotropes hormon), welches die nebennierenrinde zur ausschüttung von cortisol anregt. auf diese weise wird energie bereit gestellt. cortisol ist aber auch ein starker immunregulator und entzündungshemmer.
eine grosse cortisolproduktion führt zu einer dämpfenden rückkopppelung auf die produktion von crh und acth, was eine lebenswichtige schutzfunktion bedeutet und verhindern soll, dass die stressreaktion aus dem ruder läuft. bei psychischem dauerstress versagt dieser schutz mit der zeit, was gravierende somatische folgen hat.

ad 3: cortisol blockiert die produktion von cytokinen (hormonartige botenstoffe, die zur unspezifischen abwehr gehören), wie die interleukine 1 und 8 sowie den tumor-nekrose-faktor. die infektionsanfälligkeit steigt, die wundheilung ist verzögert und krankheitsverläufe sind allgemein negativ beeinträchtigt.
koronare herzerkrankungen, tumore, asthma, diabetes, hautkrankheiten, erkältungs- und herpesinfektionen bis hin zur multiplen sklerose und viele andere erkrankungen werden im krankheitsverlauf negativ beeinflusst oder sogar dadurch ausgelöst.

bei gutem stressmanagement verschwinden die symptome mit verzögerung über negative feedbackmechanismen. so dämpfen der prä- und orbitofrontale cortex (kognitive vernunftzentren) die emotionalen limbischen zentren mit der botschaft: „alles ist doch halb so schlimm“.
wenn doch nur die amygdala, die bei stress noch viel aktiver agiert, als gegenspielerin zuhören und mitspielen würde!


Mittwoch, 2. Juli 2014

nachtgärten

brenscino 5, 2014


im garten des hotel brenscino in brissago

am hang oberhalb von brissago  liegt das parkhotel brenscino, wo der gast mit einem wunderbaren ausblick auf den lago maggiore und einem grossen garten verwöhnt wird.

der garten ist ein juwel, angelegt und gepflegt mit viel liebe und fachkenntnis, ein eldorado zum erkunden einer reichen artenvielfalt.

bei zwei aufenthalten in den letzten vier jahren nahm ich die gelegenheit wahr, meine nachtgartenserie zu erweitern. mit led-taschenlampe ausgerüstet, streifte ich nach einbruch der dunkelheit unermüdlich durch den garten. ich spürte und genoss die angenehm frische brise der nacht, hörte ein rascheln hier, ein zirpen dort, alles erleuchtet und beschützt von einem magisch schönen sternenhimmel. oft bewegte ich die kamera, um verwischte bilder zu kreieren, welche die szenerie noch besser wiedergeben. 

die schwierigen lichtverhältnisse, die eben in der nacht vorherrschen, sind für jede kamera eine mehr oder weniger grosse herausforderung, führt schwaches licht doch ab einem gewissen iso-wert (empfindlichkeit) zu einem unvermeidlichen bildrauschen. bei einem digital aufgenommenen bild bedeutet bildrauschen eine störung der pixel (lichtempfindliche elemente) bezüglich helligkeit und farbe. diese art „grobkörnigkeit“ des bildes ist nicht vergleichbar mit dem „korn“ auf einem analogen hochempfindlichen filmmaterial.

je grösser aber der bildsensor in einer kamera, desto geringer das bildrauschen, da sowohl die pixelgrösse als auch der pixelabstand grösser ist. rauschen kleine sensoren schon ab iso-werten von 800, zeigt sich dieser effekt bei grossen sensoren erst ab 3200 oder sogar 6400. darum ist es wichtig, dass man beim kauf einer kamera auch den aspekt der sensorgrösse berücksichtigt, je nach den ansprüchen die man an seine bildergebnisse hat.

das rauschen kann bildmässig aber auch gewollt genutzt werden. ich persönlich schätze bei speziellen situationen diesen zusätzlichen unschärfeeindruck und die oft damit verbundene verstärkung der mystischen bilderscheinung.

wenn sich in dieser szenerie noch der mond dazugesellt, fühlt man sich wie in einem sommernachtstraum.

die ausstellung dauert noch bis 17. Juli 2014. ich zeige in der werkschau ausgewählte bilder aus den letzten vier jahren. zusätzlich sind die nachtgartenbilder in einer mappe zu sehen.

Mittwoch, 11. Juni 2014

stress

moonrise over rapperswil, 2008


das bild heisst „moonrise over rapperswil“, das ich an einem lauschigen sommerabend aufgenommen habe.

stress

das wort stress ist in aller leute munde, aber eben auch in allen gehirnen, körpern und herzen. sogar die weltgesundheitsorganisation who spricht von der grössten gesundheitsgefahr des 21. jahrhunderts.

der stressforscher hans selye beschrieb stress als eine antwort und eine anpassungsreaktion des körpers via gehirn auf eine seelische oder körperliche schieflage. 

wie oft schon sehnten wir uns nach einer ruhepause,  gönnten sie uns nicht, ignorierten unser bedürfnis und arbeiteten weiter. dies führt zur ausschüttung von stresshormonen, die uns zwar helfen, die symptome der einsetzenden erschöpfung zu unterdrücken, wir können kurzfristig sogar mehr leistung erbringen – wir sind „high“ von den hormonen. häufig stimulieren wir unser system mit muntermachern wie koffein, nikotin oder alkohol. mit der zeit setzen funktionale störungen ein, wie verminderung der gedächtnisleistung und der lernfähigkeit mit gehäufter fehleranfälligkeit oder allgemeine leistungsschwäche. mit der zeit rebelliert der körper und es treten verschiedenste psychosomatische krankheitsbilder auf.

jedes stressereignis führt immer zu einer stressreaktion auf einer emotionalen ebene mit depressiven stimmungsfolgen, auf einer physiologisch-hormonellen ebene mit  erschöpfungszeichen und auf der kognitiven ebene beispielsweise mit konzentrationsstörungen. starker stress blockiert uns, wir sind schreckhaft, erstarren und können nicht mehr denken. prüfungsangst z.b. lässt intensiv gelerntes unmittelbar im nichts verschwinden.

entweder gelingt es uns, den stress zu bewältigen oder der stress überwältigt uns, was mit der zeit als psychischer dauerstress zu gravierenden folgeerkrankungen führen kann. 

ich habe bis jetzt über stress gesprochen in bezug auf arbeitsüberlastung. ich bin überzeugt, dass überlastungszeichen (burnout) mit den entsprechenden krankheitsfolgen mehrheitlich anderen ursprungs sind.

psychischer dauerstress sollte vielmehr „beziehungsstress“ genannt werden, der mensch in beziehung zu sich selber und zu seiner umwelt, mit allen auf ihn hereinprasselnden aufgaben, herausforderungen und verletzungen (traumata).

psychischer dauerstress entsteht, wenn belastungen subjektiv nicht zu bewältigen scheinen, wenn die eigene soziale rolle und identität vor einer neudefinierung steht oder - und ganz wichtig - nach dem erleben von traumata.

die psychobiologie kennt zwei formen von stress, den distress und den eustress.

distress ist bekannterweise die negative, bedrohliche und krankmachende art, während eustress die positive, herausfordernde verkörpert und wichtig ist für unsere seinsmotivation und kreativität. 

zu wenig stress ist übrigens ebenso schädlich wie zuviel stress. 

die psychobiologische heilung kann nur über stressabbau erfolgen, aber eben nicht allein durch z.b. eine reduzierung der arbeitsbelastung, sondern vor allem durch den allgemeinen abbau oder die eliminierung der oft tieferliegenden und unbewusst wirkenden ursächlichen traumata

warum reagieren menschen unterschiedlich auf dasselbe stressereignis? die stressverträglichkeit steigt anscheinend durch mehr stresserfahrung und stresserwartung oder wenn ich im mich traumatisierenden geschehen einen (göttlichen) „sinn“ sehe, wie z.b. nach einer naturkatastrophe.

stressfaktoren früh erkennen und umgehend eliminieren sowie glücklich machende herausforderungen annehmen erhält uns gesund und zufrieden. am besten gelingt das durch ein positives erlebnis der bewältigung einer herausforderung.